Wo England und Hannover in diesem Jahr feiern und an die Thronbesteigung von Georg I. erinnern. Eine grüne Notiz am Rande.
In Den Haag kommt 1630 als zwölftes von insgesamt dreizehn Kindern des Winterkönigs Friedrich V. von der Pfalz und seiner Frau Elisabeth Stuart ihre Tochter Sophie zur Welt. Als Braut dem Welfenspross Georg Wilhelm versprochen, wird sie schließlich mit dessen Bruder Ernst August von Braunschweig-Lüneburg verheiratet. Als Brauttausch geht dieses Ereignis in die Annalen ein. Das ist eine Geschichte für sich.
Sophie beschert diese Eheschließung schließlich eine Residenz in Hannover samt Garten. Sie wird Kurfürstin nachdem der Kaiser an ihren Gemahl die neunte Kurwürde vergeben hatte und gilt seit 1701 als designierte Erbin des Königreichs Großbritannien. Ihr Sohn Georg Ludwig besteigt als König George I. 1714 in London den Thron. Wie kaum eine andere norddeutsche Fürstin ist Kurfürstin Sophie im historischen Gedächtnis präsent. Als „Mutter der Könige“ verband sie das Haus der Welfen mit fast allen bedeutenden europäischen Dynastien. Bis zur Thronbesteigung Victorias 1837 kommt es durch die Welfen zur Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover.
Kurfürstin Sophie gilt als berühmte Gartenliebhaberin, die mit dem Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz durch den Großen Garten von Herrenhausen spazierte und angesichts eines Blattes über die Existenz philosophierte. Ihre leidenschaftliche Begeisterung dokumentiert ihr Ausspruch: „Le Grand Jardin de la Leine, qui est ma vie.“ Dass der Garten ihr Leben war, zeigte sich wahrhaft bis zu ihrem letzten Atemzug. Denn es war ihr vergönnt, in ihrem geliebten Garten zu sterben. Während eines Spaziergangs durch den Herrenhauser Garten erlitt sie mit 83 Jahren einen Schlaganfall und verstarb unmittelbar danach. Eine Statue der Kurfürstin markiert noch heute die Stelle, an der sie zusammensank.
Viele ihrer Nachfahren offenbarten eine ausgeprägte Leidenschaft für die Gartenkunst. Am bekanntesten wurde ihr Urenkel, der preußische König Friedrich II., dessen Garten von Sanssouci bis heute eine außergewöhnliche Anziehungskraft besitzt. Friedrichs Garten ist grünes Kunstwerk und dokumentiert zugleich ein ästhetisch-philosophisches Programm seines Schöpfers. Friedrichs Schwestern Wilhelmine von Bayreuth und Königin Luise Ulrike von Schweden betätigten sich ebenso leidenschaftlich als Gartengestalterinnen.
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