Frühling an der Themse, Wiesengrün und Wasserblau. Wo kann man den besser genießen als in Richmond? Vom Bahnhof über die quirlige George Street Richtung Wasser laufen. Irgendwie zieht es viele hierher. Alleine, mit Hund, mit oder ohne Rucksack, zu zweit oder in kleinen Gruppen flanieren die Sonnengenießer am Strom entlang. Die Themse sieht in Richmond, wenige Kilometer vom Herzen der Metropole entfernt, so ländlich gelassen aus. Ihr Bett ist nicht so eng von Beton eingefasst, das Wasser schlägt in sanften Wellen ans Ufer.
Angesichts dessen wird verständlich, dass der englische Schriftsteller Daniel Defoe von der Themse mit ihren Dörfern voll von schönen Villen und prächtigen Gärten schwärmte. Er wusste, dort lebten Gebildete und Begüterte. Haus und Garten in entsprechender Lage musste man sich leisten können. Daran hat sich nichts geändert. Aber den Uferweg können alle entlang schlendern.
Dem Fluss aufwärts oder abwärts folgen. Immer wieder Grün. Denn nördlich liegt der Alte Tierpark, weiter südlich erstreckt sich die waldreiche Fläche des Richmond Park. Eine ausgedehnte englische Gartenlandschaft liegt einem zu Füßen. Könige, Adelige, Kaufleute und Dichter haben hier verweilt, Tee getrunken und sich amüsiert. Wer könnte daran zweifeln. Die später berühmt gewordenen englischen Landschaftsverschönerer haben fast alle hier gewirkt. Nacheinander. Der eine hat die Schöpfungen des anderen überbaut, verformt, verschwinden lassen.
Königin Karoline richtete sich im frühen 18. Jahrhundert mit Richmond Lodge eine Sommerresidenz im Alten Park des einstiges Schlosses Richmond ein. Sie engagierte zur Gestaltung ihres Gartens Charles Bridgeman und William Kent, die beiden führenden Vertreter aus der ersten Entwicklungsphase der Landschaftsgärtnerei. Die Zeitgenossen erfreuten sich besonders an einer Grotte, die als „Merlin’s Cave“ berühmt wurde.
Auf der zum Wasser ausgerichteten Terrasse tranken noch ihr Enkelsohn König Georg III. und seine Frau Sophie Charlotte Tee oder Kaffee, denn die aus dem Hause Mecklenburg-Strelitz stammende Königin bevorzugte Letzteren. Sie vertrauten schließlich Lancelot Brown die Umgestaltung des Geländes an. Er überformte fast vollständig die bestehenden Strukturen und Gartenbauten seiner Vorgänger und kreierte eine bis ans Ufer der Themse reichende Landschaft von anmutiger Natürlichkeit.
Sein Gegner und Kritiker William Chambers, der gefeierte Experte für chinesische Architektur und Möbel seiner Zeit, nannte ihn daraufhin den „Zerstörer Richmonds“.
Apropos Kaffee. Diesen Nachmittag muss man mit einer Tasse Kaffee abschließen. Selbstverständlich dazu ein Stück Torte, die schon auf der Etagere “very british” aussieht. Köstlich.
Liebe Editha,
ich verfolge schon eine Weile deinen Blog und wie das Schicksal es so will, werde ich Anfang Mai nach London fliegen, aufgrund der Beiträge habe ich nun viele Orte die ich unbedingt LIVE sehen muss.
Ich werde berichten :O)
VG Isabell aus Gera