Wenn die Gärtnerin auf Reisen geht, sollte sie im Herbst unbedingt den Garten von Great Dixter besuchen. Zieht der Herbst durch Kent und peitschen die ersten Sturmböen an die Ufer des Ärmelkanals, leuchtet dieser Garten in den schönsten Farben. Gelb, Orange, Rot, ergänzt durch Silbertöne, Lila und Grüngrau. Kaum ein anderer Garten zeigt sich jetzt noch in solcher Fülle und Opulenz.
Das ehrwürdige Anwesen aus der Zeit um 1450, dazu das als Yeoman’s Hall integrierte Old House at Home aus dem Ort Benenden sowie die Ergänzungen des berühmten Architekten Edwin Lutyens – zusammengefasst zu Great Dixter – sind umrahmt vom letzten großen Strahlen der Herbstsonne und ihren farbenfrohen Geschöpfen. Die Pracht der hochgewachsenen Studentenblumen, Dahlien, dazwischen die aufragende Weberkarde, Astern, Zinnien, Sonnenblumen, Fetthennen und zahlreiche, der reisenden Gärtnerin momentan nicht namentlich präsente Pflanzen, erfreut und inspiriert.
Dabei ist es gerade die Leichtigkeit dieses Farbenrausches, die viel Arbeit macht. Angefangen bei den Überlegungen, welche Pflanzen zueinanderpassen, wie sie sich im Jahreskreis ablösen können und wie sie ihre Schönheit gegenseitig zu betonen vermögen.
Was die Spaziergängerin vermisst, sind Namensschilder an den Gewächsen. Das hat seine Gründe. Der 2006 verstorbene Schöpfer dieses Paradises Christopher Lloyd fand keinen Gefallen an den andernorts üblichen Schildchen und formulierte seine Gedanken dazu in wenigen Worten. Da es sein ganz persönlicher Garten war, fühlte er sich nicht wie etwa ein botanischer Garten oder einer des National Trust dazu verpflichtet. Er hasste Schilder, denn sie ließen den Garten seiner Ansicht nach, wie einen Friedhof aussehen. Zudem seien sie teuer und verbrauchten unnötig viel Zeit in der Beschriftung und dem Anbringen. Oft würden Besucher sie herausnehmen, um sie besser lesen zu können. Doch sie steckten sie manchmal nicht tief genug zurück oder an die falsche Stelle. Zudem konnte es leicht dazu kommen, dass ein Schild eingesteckt würde anstatt das der Besucher sich den Namen der Pflanze einprägte. Oft könnten Besucher die Pflanzen nicht den passenden Schildern zuordnen. Sie treten mitten ins Beet, um besser lesen zu können und hinterlassen dabei ihre Fußabdrücke. Platzierte man alle Schilder am Beetrand, versursachte das noch mehr Verwirrung. Außerdem würden die Besucher, auch wenn die Schilder gut angebracht seien, die Gärtner ansprechen. Das sei verständlich, schließlich sind sie zum Vergnügen unterwegs, während die Gärtner jedoch arbeiteten.
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