Dresden ist ohne das Schokoladenmädchen kaum vorstellbar. Der im calvinistischen Genf geborene Maler Jean-Étienne Liotard fertigte es in Wien, reiste mit dem Pastell im Gepäck nach Venedig, wo es ein Agent im Auftrag des sächsischen Kurfürsten und polnischen Königs August III. ankaufte. Seit seiner Ankunft im Jahre 1745 bezaubert und inspiriert es. Durch seine Schlichtheit und Farbigkeit erregt es heute soviel Aufmerksamkeit wie zur Zeit seiner Entstehung als die Venezianerin Rosalba Carriera, ebenfalls eine anerkannte Pastellistin und Zeitgenossin, es “Das schönste Pastell, das man je gesehen hat!” nannte.
Wer mehr über das Schokoladenmädchen und seinen Schöpfer erfahren möchte, dem sei die Ausstellung in der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden empfohlen. Noch bis zum 6. Januar 2019 stehen die Werke des Schweizer Künstlers Jean-Étienne Liotard (1702 bis 1789) im Mittelpunkt der künstlerischen Betrachtung.
Dieser begabte Künstler erschuf nicht allein eines der berühmtesten Werke der Dresdener Gemäldegalerie, sondern er kam den Großen und Mächtigen seiner Zeit ungewöhnlich nah. Am Kaiserhof in Wien war er ein willkommener Gast. Er fertigte elf farbige Bildnisse von den Kindern Maria Theresias sowie Porträts des Kaiserpaares. Auch in Versailles fand er Zugang zum Hof und malte mehrere Mitglieder der königlichen Familie. Ebenso empfing ihn der Hof in London freundlich, wo er etwa den Prinzen of Wales, dessen Frau Augusta und ihre Kinder auf schlichte und eindringlich schöne Art porträtierte. Gleichfalls malte er die jugendliche Marie Antoinette, nachdem sie gerade den französischen Thronfolger geheiratet hatte, und den berühmte Philosophen Jean-Jacques Rousseau. Zu Recht gilt Liotard somit als ein europäischer Maler seiner Zeit.