Wer heute das Schloss Chenonceaux besucht, wird in den historischen Gemächern ohne Zweifel die fantasievollen Blumenarrangement bewundern. In jedem Zimmer bis hin zu den Räumen der Küche im unteren Geschoß bezaubern diese Blumenbouquets. Wie passend, da das Schloss doch als Schloss der Damen bekannt wurde. Wobei seine Geschichte wesentlich von einem kunstbegeisterten König beeinflusst wurde.
König Franz I. von Frankreich hatte seinen vierzehnjährigen Sohn Heinrich aus politischem Kalkül mit der gleichaltrigen Katharina de Medici verheiratet, einer Florentinerin aus einflussreicher Familie. Sie setzte die von Franz I. angestrebte Verfeinerung der französischen Lebensart nach italienischem Vorbild fort. In Fontainebleau feierte sie, inzwischen im Witwenstand, im Jahre 1564 den Frieden zwischen Hugenotten und Katholiken mit einem Gartenfest.
Katharina de Medici verfügte auch im alten französischen Machtzentrum an der Loire über ein Schloss. Sie zwang kurz nach dem Tod ihres Gemahls dessen einstige Geliebte, die schöne und einflussreiche Diane de Poitiers, ihr 1560 im Tausch mit Schloss Chaumont das Schloss Chenonceaux zu überlassen.
Das auf den Grundmauern einer alten Mühle erbaute Schloss liegt unmittelbar am Cher, einem Nebenfluss der Loire. Als eines der repräsentativsten Ensembles dieser Epoche erfreut das chateaux des dames, denn als Schloss der Damen geht Chenonceaux in die Geschichte ein, noch heute das Herz eines jeden Besuchers.
Einzigartig war einst auch der Garten. Detaillierte Beschreibungen geben einen Eindruck von der ursprünglichen Pracht und außergewöhnlichen Anlage. Dieser Garten diente nicht allein der raffinierten Selbstinszenierung Katharinas und der Ablenkung von der angespannten politischen Situation, sondern trug ihr bleibenden Ruhm als Gartenliebhaberin ein, die durch ihr Mäzenatentum stilprägende Gestaltungselemente in die Gartenkunst einführte. Die rauschenden Gartenfeste, Feuerwerke und opulenten Lustbarkeiten waren die Ouvertüre für ein Meisterwerk, das in den Festlichkeiten des Sonnenkönigs Ludwig XIV. seinen Höhepunkt finden sollte.