Weit von Europa entfernt, kultivierten Menschen wahrscheinlich seit seit 1000 v. Chr. Chinesische Pfingstrosen (Paeonia lactiflora) in den Gärten im Osten. Dass sie auch als Heilmittel zu verwenden war, entdeckten die Menschen sicher durch Ausprobieren und Beobachten. Insbesondere eine blutstillende Wirkung konnte wahrgenommen werden. Zu diesen eleganten Schönheiten gesellte sich im 1. Jahrhundert n. Chr. die Strauchpfingstrose (Paeonia suffruticosa). Wild zwischen Bambusgewächsen wachsend oder auf Wiesen und in Wäldern Nordwestchinas und Tibets hatte durch das Land streifende Menschen sie entdeckt. Begeistert wurde sie in den chinesischen Gärten begrüßt und bewundert. Es sollte bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts dauern bis die ersten Chinesischen Pfingstrosen in europäischen Gärten ihre Schönheit entfalteten. Die berühmten Pflanzensammler, die die Welt auf der Suche nach neuen Gewächsen bereisten, brachten sie anscheinend zunächst nach London. Von den Pflanzen liebenden Engländern ausgehend, eroberten sie die Herzen der botanisch Interessierten bald auf dem ganzen Kontinent.
In der Kunst Japans und Chinas ist die Pfingstrose seit je her ein beliebtes Sinnbild für Reichtum, Ehre, weibliche Schönheit, langes Leben und in Japan ebenso ein Symbol für das Kaiserhaus. Darüber hinaus zählt die Pfingstrose in China zu den Jahreszeitenblumen, denn sie versinnbildlicht den März und den Frühling. Bei genauer Betrachtung ist erkennbar, dass das Motiv des Zwiebelmuster-Porzellans auf chinesische Vorbilder zurückgeht, wobei es sich in der Darstellung keineswegs um Zwiebeln, sondern um Pfingstrosen und Granatäpfel handelt.
In der christlichen Kultur symbolisiert die Rose ohne Dornen, also die Pfingstrose, die Jungfrau Marias. Die Menschen trugen zu ihrem Schutz gegen Hexen und Geister Amulette um den Hals, die erbsengroße Stücke vom Samen der Pfingstrose enthielten. Aber auch gegen die Gicht sollten die Bestandteile der Pfingstrose helfen. Daher erklärt sich der alte Name “Gichtrose”.
Ihren botanischen Namen verdanken die grazilen Schönheiten einem antiken Mythos. So soll vor langer Zeit der göttliche Arzt Paeon die besagte Pflanze genutzt haben, um den verletzten Pluto nach seinem Kampf mit dem ruhmreichen Herkules zu heilen. Paeons Lehrer Asklepios betrachtete diesen Heilerfolg mit Neid, der ihn dazu antrieb, seinen Zöglings töten zu lassen. Doch der überaus dankbare Pluto verwandelte die noch namenlose Pflanze in jene wunderschöne Pflanze, der er aus Dankbarkeit den Namen „Paeonia“ gab. Dass sie in unseren Breiten als Pfingstrose bekannt und geschätzt wurde, verdankt sie der Tatsache, dass sie etwa zur Zeit des christlichen Festes Pfingsten erblüht.
Mit Rosen haben Pfingstrosen in botanischer Hinsicht nichts gemeinsam, wobei der Duft einiger Pfingstrosen durchaus etwas an Rosenduft erinnern kann. Im asiatischen Kulturkreis spielt die Pfingstrose eine bedeutende Rolle, vergleichbar mit der Verbindung von Rosen und Schönheit in Europa. So gilt in Japan eine Frau dann als besonders schön, wenn sie „im Stehen wie eine chinesische Pfingstrose, im Sitzen wie eine Strauch-Pfingstrose“ aussehe.