Karl Foerster hat mal gesagt, wer mit seinem Garten schon zufrieden sei, verdiene ihn nicht. Nun gut, das kann die Gärtnerin nicht von sich und ihrem Garten behaupten. Momentan träfe es zu, ein Schild anzubringen mit der Bezeichnung: Das ist keine Wildnis, sondern Gartenkunst.
Ebenso soll Karl Foerster mal gesagt haben, auch ein kleiner Garten sei eine endlose Aufgabe. Dieses Zitat kann die Gärtnerin aus tiefer Gartenseele heraus bejahen, denn derweil hat sie an dem einen oder anderen Ende ihres Gartens etwas die Kontrolle verloren. Distelfinken und Spatzen laben sich zwar täglich an den weit über den Garten verstreut hoch aufragenden Kaden und Sonnenblumen, die teilweise schon vom Winde geknickt wurden, was die Gärtnerin freut. Aber insgesamt ist sie mit dem derzeitigen Zustand ihres kleinen Paradieses nicht so recht zufrieden.
So kann es nun aber nicht bleiben. Die liebste Gartenfreundin der Gärtnerin beurteilte wohlwollend und zugleich kritisch die Situation und meinte abschließend, der Garten hätte Potential. Potential – das soll doch der berühmte englische Gartengestalter Lancelot Brown angesichts der Beurteilung möglicher Veränderungen in einem Garten immer gemeint haben. Was ihm schließlich den Spitznamen “Capability” eingebracht hatte.
Gut, er befasste sich zwar mit herrschaftlichen Anwesen reicher Engländer, die er in naturalistische Gartenlandschaften verwandelte. Aber die Gärtnerin möchte diese Anmerkung gerne als hoffnungsvolle Ankündigung von Veränderungen anerkennen.
Wie aber beginnen? Wir brauchen einen Plan, einen Gartenplan, vielmehr zuerst eine Idee und am besten eine im Plan erfasste Bestandsaufnahme von all den Pflanzen, Sträuchern und Bäumen im Garten. Wenn du das Terrain im Plan erfasst, wirst du eine Übersicht gewinnen und fast wie von selbst ordnen sich deine Gedanken. Du kennst doch deinen Garten und die Beschaffenheit des Bodens, die Schattenplätze und die nassen oder trockenen Ecken und deine Wege. Das wird deine Aufgabe für den Winter sein, meinte die Gartenfreundin beherzt, und legte ihr einen Stapel Bücher auf den Tisch.
An Ideen mangele es der Gärtnerin keineswegs, entgegnete sie fröhlich, und erzählte von ihrem Besuch im Garten von Piet Oudolf in den Niederlanden vor einigen Jahren. Sie hatte das erste Mal von der Highline in New York gehört, die er so naturnah und lebendig in eine langgestreckte und abwechslungsreiche Gartenlandschaft verwandelt hatte, und war erwartungsvoll zu einer Gartenreise aufgebrochen, die u.a. in den Privatgarten von Piet und Anja Oudolf führte. Das wäre ein Ideal, dem sie nacheifern wolle. Aber wie?
Wieder lächelte die Gartenfreundin zuversichtlich und meinte, du fängst an mit dem Aufräumen und Zurückschneiden. Da werden dir sicher schon die ersten Gedanken zur Planung und Neugestaltung durch den Kopf gehen. Hände und Augen und der Geist wirken im Garten zusammen. Ich helfe dir gerne und werden deine Veränderungen mit meinen Ratschlägen begleiten. Wundervoll, dachte die Gärtnerin, denn vor der Beurteilung ihres Gartens durch ihre fachkundige Gartenfreundin war ihr etwas bange gewesen. Schließlich war so viel leicht verwildert und überwuchert, irgendwie zu viel und zu durcheinander, die Übergänge zu unklar und zu kompliziert – irgendwie mehr Wildnis als Garten. Das ist nun also der Stand, hier und heute beginnt nun eine neue Phase in der Gartengestaltung nach der ersten Zeit des großen Sammelns und Pflanzens. Die Idee ist, den Garten naturnah und einfacher zu gestalten mit Blütenhöhepunkten im Frühling und Sommer einem sehenswerten Wintergarten.