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Buchtipp: Virginia Woolfs Garten

Der Vorfrühling beschert uns die ersten zarten Schneeglöckchen und Winterlinge – und auf dem Buchmarkt erscheinen die ersten Gartenbücher. Eines der ersten ist gleich ein ganz besonders stilvolles wie informatives Werk: „Der Garten der Virginia Woolf“. Geschrieben wurde es von Caroline Zoob, einer Autorin und Kunsthandwerkerin mit Fantasie und Kreativität, und neu übersetzt von Anke Albrecht. Caroline Zoob hat zusammen mit ihrem Ehemann Jonathan über ein Jahrzehnt in Monk’s House, dem einstigen Haus von Virginia und Leonard Woolf gelebt. Als Pächter des National Trust, dem das Anwesen inzwischen gehört, hat das Paar Haus und Garten gepflegt und während sieben Monaten jährlich an zwei Nachmittagen in der Woche interessierten Besuchern die Möglichkeit geboten, Haus und Garten zu erkunden. Bisher hatte das Haus außer dem Schriftsteller-Ehepaar Virginia und Leonard Woolf niemand das Anwesen für einen so langen Zeitraum bewohnt.

Monk’s House, erstmals urkundlich im 18. Jahrhundert erwähnt, stammt aus dem 16. Jahrhundert, einst bewohnt von Zimmermännern und Müllern samt ihren Familien. 1919 kauften Virginia und Leonard Woolf das Haus, dessen bewusst, dass viele Menschen hier gelebt, geliebt, gelitten hatten. Seit 1980 ist es im Besitz des National Trust, der das Haus voller Schätze aus der Zeit der Bloomsbury Künstler bewahrt. Diese Atmosphäre spiegelt das Leben seiner Besitzer und ihrer Gäste, etwa Vita Sackville-West, wider. Ganz in dem Geiste, wie es Leonard Woolf einst beschrieb: „.. die stärkste und anhaltendste Wirkung auf einen selbst und die eigene Lebensart ist das Haus, in dem man lebt. Es bestimmt täglich, stündlich, minütlich Qualität, Färbung, Atmosphäre, Tempo des Lebens; es ist der Rahmen für alles, was man tut, was man tun kann, und für alle Beziehungen zu anderen Menschen.“

Die Woolfs wollten in diesem Haus Ruhe vom hektischen Leben in London finden und es als sommerlichen Landsitz und an den Wochenenden nutzen, um zu schreiben, zu lesen und gemeinsam im Garten zu arbeiten sowie Freunde hier zu empfangen. Stück für Stück verwandelten beide das überwucherte Grundstück in ein fantastisches Refugium mit Sitzplätzen auf Mühlsteinen, einer Schreibklause für Virginia Woolf, Bienenstöcken, Gemüsebeeten, Obstbäumen und Gänseblümchen auf den Wegen. Auch wenn Leonard Woolf den größten Teil der Gartenarbeit bewältigte, war der friedvolle Garten für seine von quälenden Gedanken und Erkrankungen verfolgte Partnerin Balsam für die Seele. Nach Virginia Woolfs Selbstmord 1941 blieb Leonard Woolf bis zu seinem Tode 1969 in Monk’s House und war trotz seines Alters ein begeisterter Gärtner.

In der Tat haben bereits einige über das Haus und natürlich viele über die unterschiedlichen Aspekte aus dem Leben dieser bedeutenden Literaten des 20. Jahrhunderts geschrieben. Doch Caroline Zoob, die über so einen langen Zeitraum in dem Haus der Woolfs lebte, hat einen bemerkenswerten Wissensfundus, aber vor allem sehr persönliche Erfahrungen mit der Atmosphäre dieses Ortes erworben. In ihrem Buch erzählt sie davon, wobei ihre Annäherung wie ihre Sprache feinfühlig und zugleich informativ sind. Während der Lektüre gelingt es ihr, eine besondere Stimmung zu transportieren, die das Leben von vor einhundert Jahren einfängt und im gleichen Moment von den Entwicklungen im Garten berichtet. Die Autorin ist gleichfalls Kunsthandwerkerin, insbesondere Stickerin und ebenso Gründerin von „The Stitcher’s Journal, einer vierteljährlich erscheinenden Zeitschrift, die sich mit Stickerei beschäftigt. Somit hat sie sich in ihrer künstlerischen Ausdrucksform genähert und gestickte Gartenbilder erschaffen, die den liebevoll und fantasievoll angelegten Garten auf eine verspielte und einfach ganz und gar unerwartete Weise zeigen.

Ergänzt werden diese bildlichen Kunstwerke durch historische Fotografien sowie die Fotografien der renommierten Garten- und Lifestyle-Fotografin Caroline Arber, einer Freundin der Autorin. Was überraschend gut funktioniert und harmonisch wirkt. Caroline Arber hat Haus und Garten der Woolfs oft besucht und ihre Wahrnehmungen auf ihren stimmungsvollen Bildern festgehalten, im ersten Morgenlicht, im Tageslicht oder in der Dämmerung.

Den Gedanken von William Morris kann man angesichts dieses Buches hervorragend folgen, ergänzt natürlich um den Garten, der ein solches Haus umgibt: „Wenn man mich fragte, was ist die wichtigste Aufgabe der Kunst und das, wonach man sich am meisten sehnt, würde ich antworten: Ein schönes Haus.”

Was für ein wunderbares Werk! Alle Menschen, die an der Entstehung mitgewirkt haben, konnten in außerordentlicher Weise Wissen, Können und Kreativität vereinen. Lesend erschließt sich auf wundervolle Art in Wort und Bild die Welt eines mit Liebe und Geschmack angelegten Gartens, der ein Hort der schöpferischen Ruhe und Liebe eines der interessantesten Paare des 20. Jahrhunderts war. Wer Gärten liebt, wer literarisch interessiert ist, ganz zu Schweigen von den Fans von Virginia Woolfs Büchern, wird dieses Buch nicht nur einmal lesen und sich an den bildlichen Kunstwerken erfreuen. Kein Zweifel „Virginia Woolfs Garten“ ist ein Must-have!

Caroline Zoob
Virginia Woolfs Garten
Die Geschichte der grünen Oase in Monk’s House
übersetzt von Anke Albrecht
Fotografien von Caroline Arber
durchgehend farbig
Gerstenberg Verlag
192 Seiten ISBN 978-3-8369-2192-3

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