Wer Gertrude Jekyll nicht allein als Namen einer sehr schönen und robusten David-Austin-Rose kennt, hat mit Sicherheit bereits etwas von dem einstigen Haus und Garten Munstead Wood, Surrey, dieser begnadeten Künstlerin und Gärtnerin gehört. Als die bereits arrivierte Gartenkünstlerin auf einer Tea-Party bei Freunden den blutjungen Architekten Edwin Lutyens kennen lernte, entwickelte sich aus dieser Begegnung eine Freundschaft und eine außergewöhnliche Arbeitsgemeinschaft.
Das Duo Lutyens und Jekyll setzte Haus und Garten als Einheit in Szene. Eine ländliche Architektur mit dem dazugehörigen ländlichen Garten, wobei heimische Materialen und traditionelle Handwerkstechniken verwendet wurden. Anstelle der modischen Exoten sollten einheimische Pflanzen und Sträucher in harmonischen Kombinationen rings um das Haus Stimmungen schaffen. Mehr als 100 Projekte dieses Duos wurden Realität.
Nach Gertrudes Jekylls Tod am 8. Dezember 1932 erbte das Anwesen zunächst ihre Schwägerin Agnes, später ihr Neffe Francis Jekyll, Sohn ihres Bruders Herbert und dessen Frau Agnes. Er betrieb die Gärtnerei bis 1941, musste aufgrund des Krieges und der fehlenden Arbeitskräfte jedoch aufgeben. Der Familie war es nach dem Zweiten Weltkrieg nicht möglich, das Anwesen zu halten. 1948 wurde es verkauft und
letztendlich geteilt.
Nach vielen Jahrzehnten in Privatbesitz stand Munstead Wood samt umliegendem Garten seit letztem Jahr zum Verkauf. Es war möglich, zu bestimmten Zeiten den Garten zu besuchen. Seit Kurzem ist bekannt, dass der neue Eigentümer der National Trust ist. Nun ist es im Jahr 2023 nicht mehr möglich, den Garten zu sehen. Zweifellos werden bereits die ersten Pläne erstellt und Vorbereitungen getroffen, um das Haus und den Garten der berühmten Gertrude Jekyll, die im 20. Jahrhundert zu einer Institution in Fragen der Gartengestaltung, einer »Königin der Blumenrabatten«, geworden war, der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.