Was verbinden Jane Austen, Tania Blixen, Robert Burns, Agatha Christie, Jack London und Thomas Mann miteinander, außer natürlich, dass sie geschrieben haben? Es war die Freude und die Inspiration, die die Natur in der Form mehr oder weniger kultiviert gestalteter Gärten ihnen geboten hat. Das verwundert kaum. Schließlich ist ja weithin bekannt, dass das Glück im Garten wohnt. Wenn es auch für jeden Menschen etwas anderes bedeuten mag. Ein Garten kann Schönheit und Geborgenheit schenken oder Freude am Gestalten und Experimentieren bereiten, kann zum Malen, Zeichnen, Fotografieren, Musizieren, Dichten und Schreiben inspirieren und gleichfalls aus ökonomischen wie gesellschaftlichen Zwängen befreien.
Die Inspiration zum Schreiben lässt sich auf vielfältige Weise bis heute in den Büchern zahlreicher kreativer Menschen nachvollziehen. Dabei ist durchaus nicht allgemein bekannt, wo und wie sich der eine oder die andere schreibende Persönlichkeit durch die Natur anregen ließ. Die britische Autorin Jackie Bennett, die bereits eine Reihe sehr erfolgreicher und preisgekrönter Gartenbücher verfasst hat (wie „Shakespeares Gärten“, „Die Gärten der Künstler“, „Gärten der Inseln“), widmet sich in ihrem in diesem Frühjahr im Gerstenberg Verlag erschienenen Buch „Die Gärten der Literaten“ achtundzwanzig Schriftstellern, die schöpferische Inspiration für ihre Werke in der Natur fanden.
Jackie Bennett, die selbst Gartenarchitektur und Landschaftsgeschichte studiert hat, stellt in ihren gründlich recherchierten Porträts die malerischen Cottage Gärten, die herrschaftlichen Anwesen ebenso wie die ländlichen Natur Refugien von uns durch ihre Bücher vertrauten Autoren vor. Von dem einen oder anderer Garten hat man vielleicht schon gehört, etwa von Agatha Christies Landsitz Greenway, Goethes Weimarer Gartenhaus oder Hermann Hesses Garten und Haus in Gaienhofen. Doch beim Lesen des Buches entfalten sich immer mehr dieser besonderen Orte, die, wenn es gut gelaufen ist, auf gewisse Art die Eigenheit der einstigen Besitzer bewahren konnten.
Wie etwa im Falle des Gutes Rungstedlund am Öresund, Dänemark, wo die Erinnerung an die Schriftstellerin Tania Blixen (1885-1962) gepflegt wird. Sie wurde durch ihren Roman „Out of Afrika“ 1937, der prominent verfilmt wurde, weltweit berühmt. Wenn auch Afrika, wo sie mehrere Jahre lebte, ihre Sehnsucht blieb, verbrachte sie einen Großteil ihres Lebens auf dem dänischen Gut ihrer Familie. Ihre grüne Oase wurde zum Vogelschutzgebiet, das sie noch zu Lebzeiten durch die Grünung einer Stiftung für die Nachwelt bewahren konnte. Seit 1991 können Besucher das Haus der Schriftstellerin besuchen und ihr einstiges Refugium erleben.
Jackie Bennetts zauberhaftes Buch erführt nicht allein durch die textliche Darstellung auf eine Reise durch Zeit und Raum, ebenso vergnüglich ist der Genuss durch die Fotografien von Richard Hanson, der die grünen Paradiese in Szene setzte. Gehen Sie mit diesem Buch auf Gartenreise, denn zwischen der anstrengenden Gartenarbeit muss man immer mal wieder eine Pause machen – und was böte sich da besser an, als ein Spaziergang durch anderer Leute Garten. Was die viktorianische Garten-Lady und Autorin Theresa Earle einst so treffend formulierte, als sie schrieb: »ist es eine natürliche Konsequenz, dass diejenigen, die die tatsächliche Frucht eines Gartens nicht schmecken können, sich umso mehr daran
erfreuen, über einen Garten zu lesen.«
Ob nun mit oder ohne Garten, Terrasse oder Balkon, diese Spaziergänge im Kopf können durchaus den Weg zum Bücherregal anregen, um die Literatur gewordene Inspiration der Natur zum wiederholten oder zum ersten Mal lesend erfahren zu können.
Jackie Bennett
Die Gärten der Literaten
übersetzt von Anke Albrecht
Fotografien von Richard Hanson
240 Seiten
ISBN 978-3-8369-2201-2