Was ist schöner als zu lieben und geliebt zu werden. Vielleicht allein das Bedürfnis, dieser Liebe in edlen und selten Materialien Ausdruck zu verleihen. Dass es seit langer, sehr langer Zeit das Bedürfnis danach gibt, klingt so überzeugend wie überraschend. Gold und Silber, Rubin und Granat vermögen der Macht der Liebe Ausdruck zu verleihen und hatten so das Potential, zu Juwelen für die Ewigkeit zu werden.
Beatriz Chadour-Sampson widmet sich in ihren gerade erschienenen Buch „Die Macht der Liebe. Juwelen für die Ewigkeit“ diesem so ernsten wie glamourösem Thema. Dabei verfolgt die international anerkannte britische Schmuckhistorikerin und Autorin die Lust am Luxus und die Großartigkeit der Handwerkskunst von der Antike, dem Mittelalter über Renaissance und Barock bis ins 18. und 19. Jahrhundert, um schließlich bis in unsere Zeit zu blicken. Was sie auf 144 Seiten berichten kann und was in den liebevoll arrangierten Abbildungen strahlt, funkelt und zum Träumen anregt, ist eine ebenso lehrreiche wie zauberhafte Lektüre.
In der Tat ist es eine kulturhistorische Untersuchung, die hier vorliegt und die mit detaillierter Kenntnis und sichtlicher Freude am Objekt die menschliche Vorliebe für das Kostbare widerspiegelt und dokumentiert, wie Menschen, um ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen, künstlerische und handwerkliche Höchstleistungen vollbrachten. Um so interessanter ist dabei die Frage, wie Liebe, Sinnlichkeit und Erotik in eine symbolische Zeichensprache übersetzt werden konnte.
Allein die Seltenheit der edlen Materialien konnte dauernd dem Gefühl des Begehrens, Wünschens und Sehnens entsprechen. Wobei es fraglos insbesondere Substanzen wie Gold, Perlen oder Diamanten gelang, das Herz wie den Geldbeutel über Zeiten und Kulturen hinweg anzusprechen – und immer wieder neue, ungewöhnliche Kreationen hervorzubringen. Wobei es gilt zwischen den subtilen Stufen der offiziellen Ausdrucksformen zu unterscheiden, wie Verlöbnis und Eheversprechen, Hochzeitsschmuck und Freundschaftsbeweis oder erotische Verbindung und sehnsuchtsvolle Andeutung.
Anregungen schöpften Künstler und Auftraggeber ebenso aus der Natur und Kunst, aus der Architektur und der Fantasie, sodass die Fülle der bezaubernd schönen, anregend verführerischen wie atemberaubend kostbaren Preziosen so vielfältig ist, wie der individuelle Ausdruck der Liebe zu einem anderen Wesen. Herzen, Münder, Hände, Engel, weiße Tauben, grüne Zweige, farbenprächtige Blüten, junge Hunde, reife Trauben, lodernde Flammen – nichts, was es nicht gibt im Liebesbekenntnis und Treueschwur. Ringe, Ketten und Ohrringe, Spangen, Broschen und Knöpfe, Diademe, Haarnadeln und Gürtel, Armbänder und Fußkettchen umfassen die diversen Formate, wo auch hier der Fantasie keine Grenzen gesetzt waren und sind, wahlweise mit Inschriften und Initialen, programmatisch, lyrisch, geheimnisvoll. Dass auch die Sprache der Liebe inspiriert war vom Geschmack der Reichen, Mächtigen und Schönen zeigt der Blick in die Vergangenheit ohne Zweifel. Doch auf welche Weise Frauen wie Männer die Mode ihrer Zeit prägen konnten, überrascht im Einzelfall stets aufs Neue. Sei es nun Lady Diana oder Queen Victoria, Maria de’ Medici oder Marilyn Monroe – sie alle haben auf ihre ganz eigene Weise ein Stück der Geschichte der Schönheit mitgeschrieben, wie die Autorin auf anschauliche Art berichten kann.
Umso erstaunlicher ist die Tatsache, dass Diamanten – seit sie im späten 15. Jahrhundert immer beliebter als Symbole der Liebe und Ehe wurden -, bis heute den Status als „A Girl’s Best Friend“ bewahren konnten. So verbindet der diamantengeschmückte Verlobungsring, den der junge Habsburger Maximilian (später römisch-deutschen Kaiser) Herzogin Maria von Burgund an den Finger stecken konnte, über die Zeitläufte hinweg mit dem Wunsch so mancher Frau. Schließlich wusste schon 007 „Diamonds are forever“. Wer warum wann Juwelen der Liebe schenkte und empfing, erzählt die Autorin auf lehrreiche und unterhaltsame Weise. Aber Vorsicht ist geboten, die zauberhaften Illustrationen kostbarer Schmuckstücke wecken Sehnsüchte!
Beatriz Chadour-Sampson
Die Macht der Liebe
Juwelen für die Ewigkeit
übersetzt von Anke Wagner-Wolff
durchgehend farbig
144 Seiten
Hardcover
ISBN 978-3-8369-2169-5
Gerstenberg Verlag