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Buchtipp: Historische Rosen. Sorten – Geschichten – Gartentipps

Was verbinden Cécile Brunner, Kaiserin Auguste Viktoria, Rosamund Clifford, Frau Karl Druschki und Madame Isaac Pereire miteinander? Wer Gärten liebt, wird sofort verkünden: diese Damen wurden durch Rosen unsterblich. In der Tat wurden und werden Rosen nicht allein nach Ländern, Regionen, Züchtern oder Eigenschaften benannt, sondern immer wieder auch nach mehr oder weniger berühmten Damen. Die Namen der Rosen sind zweifellos ebenso spannend wie Farbe, Gestalt, Duft und sonstige Eigenschaften der Königin der Blumen.

Wer Rosen liebt, wird nie genug von ihnen bekommen können. Rosen verkörpern das Leben und die Liebe ebenso wie die Vergänglichkeit und die Erinnerung. So opulent und vielgestaltig moderne Rosen sind und so manchen Menschen durch ihre Blühkraft und Ausdauer verzaubern, so können sie für Eingeweihte kaum die geheimnisvolle Faszination der Alten Rosen erlangen. Blühen Alte Rosen, auch als historische Rosen bekannt, bis auf wenige Ausnahmen nur einmal im Jahr, beschenken sie mit ihrer Blütenpracht und einem unvergleichlichen Duft all jene, die in ihren Bann geraten.

Allerdrings waren Alte Rosen um 1900 völlig aus der Mode gekommen. Begeistert waren die Menschen zu dieser Zeit von den modernen, öfter blühenden Züchtungen in leuchtenden Farben, denen allmählich jedoch der betörende Duft verloren ging. Die Rose ›La France‹ beispielsweise, die als erste Teehybride angesehen wird und das Zeitalter moderner Rosen einleitet, eroberte 1867 den europäischen Markt und fand bald überall Verbreitung. Selbst Thomas Mann erwähnt sie in seinem Roman Buddenbrooks (1901) wie nebenbei, schließlich musste er der zeitgenössischen Leserschaft wohl kaum erklären, wie schön und bewundert sie war. Demgegenüber mag der Begriff heute als unwesentliches Detail betrachtet werden oder möglicherweise unerklärlich bleiben.

Zum Glück gab es eine Reihe von engagierten Damen und Herren dieser Epoche, die Alte Rosen sammelten und in ihren Gärten kultivierten, sodass zumindest einige nicht verloren gingen. Vita Sackville-West, die berühmte britische Gärtnerin und Schriftstellerin, war sich sicher: „Jeder, der dem Zauber Alter Rosen einmal verfallen ist, wird keine neuen in sein Herz schließen können.“ Vielmehr lerne man wie im Umgang mit Freunden, „ihre Fehler zu übersehen und ihre Tugenden zu schätzen“.

Dass die Autorin und Gärtnerin Sofia Blind schon lange dem Zauber jener ehrwürdigen Schönheiten erlegen ist, steht außer Frage. Ihr neues Buch „Historische Rosen. Sorten – Geschichten – Gartentipps“ gibt in charmanter und inspirierender Weise Auskunft über ihre Rosenliebe und ihre tiefgründige Beschäftigung mit der Thematik. Nach einer historischen Einordnung folgt in ihrem 160 Seiten umfassenden Buch die Präsentation von mehr als fünfzig Rosensorten, in Kapiteln nach Beet-, Strauch- und Kletterrosen unterteilt. Dabei bestehen die Miniaturen aus textlicher Darstellung der einzelnen Rose wie einer auserlesenen historischen Illustration. Abschließend bietet die Autorin Garten- und Pflegetipps sowie Rezepte auf der Basis von Rosenblättern. Dazu ist der gesamte Band in einer so liebevollen und ansprechenden Art gestaltet, etwa mit grünem Vor- und Nachsatz, der zarte rosafarbene Rosen zeigt, sowie einem Lesebändchen, dass das Buch das ideale Geschenk für vielerlei Anlässe sein könne (egal ob Gartenfan oder nicht).

Was dieses Rosen-Buch so lesenswert und spannend macht, sind einerseits die informativ-unterhaltsamen Rosen-Porträts und andererseits der Wissensfundus, der hier in Buchform zugänglich gemacht worden ist. Während nämlich die Leserschaft verzaubert von Rosen in Schönheit schwelgt, hat Sofa Blind in einer umfangreichen Literaturfülle tiefgründig recherchiert. Wie überall liegt das Geheimnis im Detail – und gerade die Lebenswege mancher Namensgeberinnen Alter Rosen sind längst in Vergessenheit geraten.

Wenn derzeit in der gärtnerischen Gemeinschaft die ersten Vorbereitungen für den Rosenschnitt Alter Rosen laufen oder gerade zur Anwendung kommen, sollte dieses kluge und ästhetisch-genussvolle Buch die Vorfreude auf Blüte und Duft stärken dürfen. Zugleich wird es die Sammelleidenschaft befördern, denn all jene, die Rosen lieben (Rezensentin eingeschlossen), werden registrieren, welche Rosen-Kostbarkeit bereits im eigenen Beet oder Kübel gedeiht und welche auf der Wunschliste steht und in vorliegendem Buch porträtiert ist. Lassen Sie sich von Sofia Blinds Rosen-Leidenschaft anstecken, denn wie heißt es so treffend: Wissen und Pflanzen mehrt man, indem man teilt.

Sofia Blind
Historische Rosen
Sorten – Geschichten – Gartentipps
160 Seiten
ISBN: 978-3-8321-6926-8
Ausstattung: Gebunden mit farbigem Vorsatzpapier und Lesebändchen, 60 farbige Illustrationen
Dumont Verlag

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