Mit der bildlichen Fassung zarter Kirschblütenzweige liegt das Buch in der Hand. Das Weiß der Blüten und die Zweige des Baumes kontrastieren vor dem Blau des Himmels. Japan – das kann nur ein Buch über Japan sein. Mit diesem charakteristischen Symbol japanischer Lebensfreude auf dem Cover öffnet der Autor Pico Iyer seinen Blick auf ein Land, das ihm vertraut wurde und auf gewisse Weise unerklärlich geblieben ist.
Als ob es ein Widerspruch wäre, schreibt Pico Iyer, der seit vielen Jahren in Japan lebt, „Japan für Anfänger“. Doch es ist in der Tat kein Widerspruch, folgt man dem Autor, da das Land zu viele Rätsel aufgebe, ganz im Geiste von Oscar Wildes Dorian Gray: „Das wahre Rätsel der Welt ist nicht das Unsichtbare, sondern das Sichtbare.“
Was in der Konsequenz für Pico Iyer, einen der großen Reiseschriftsteller unserer Zeit, bedeutet, seine Erfahrungen und Eindrücke in der Form von Gedanken, Lektüren, Gesprächen mit japanischen Freundinnen und Freunden zu präsentieren. Ein Kaleidoskop von Stimmungen, manchmal verwirrend, manchmal durch Vergleiche verständlich gemacht, weckt die Neugier bei der Lektüre.
Dem Autor gelingt es vor allem durch den Vergleich, durch das In-Beziehung-Setzen all das zu beschreiben, was Japans Menschen, Kultur, Landschaften, Lebensweisen so einzigartig, so spannend, so farbenfroh und eindrucksvoll wirken lässt. Dass sich der Autor nach vielen Jahren, in denen er in Japan lebte, auf diese Weise nähert, beweist einmal mehr, umso intensiver man sich mit etwas beschäftigt, umso mehr Fragen tauchen auf, um so neugieriger wird man – und umso mehr hat man das Gefühl, man wisse wenig, viel zu wenig. Aus dieser Gewissheit heraus gesteht Pico Iyer nach mehr als 32 Jahren in Japan lebend: „zu meinem Entzücken weiß ich sehr viel weniger als bei meiner Ankunft“ (S. 9).
„Japan für Anfänger“ ist ein persönlicher Reiseführer der Erinnerung und der Verknüpfung von Beobachtungen und Erlebnissen. Untergliedert ist er in Kapitel, wie: Auf den Straßen; Am Schalter; Im Tempel; Im Garten; Hinter verschlossenen Türen; Vor dem Fenster und Am Horizont. Im thematischen Rahmen dieser Kapitel folgt der Autor seinen Assoziationen, um das Gesehene und Erlebte mit Erfahrungen und Lektüren zu verbinden.
Wer dieses Buch liest, geht an der Seite des Beobachters, der mit Neugier und Interesse den Blick schweifen lässt, die Augen öffnet, um den Geist zu weiten und so zugleich inspirierend zu wirken bei der Spiegelung dieses Blickes nach Innen. Dieses Buch ist eine Liebeserklärung an ein Land, das in einem scheinbaren Anachronismus Tradition und Moderne verbindet, wie es an keinem anderen Ort geschieht. Pico Iyer möchte das Geheimnis dieser Verbindung nicht lüften, er möchte sich nähern, beobachten und sich daran erfreuen. Das zu lesen, ist berührend und erhellend und bewahrt den Zauber einer anderen Lebenswelt.
Pico Iyer
Japan für Anfänger
Aus dem Englischen von Beatrice Faßbender
224 Seiten
ISBN 978-3-949203-22-0
Berenberg Verlag