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Buchtipp: Van Dyck






Manchem Betrachter erscheinen beim Namen des flämischen Malers Anthonius Van Dyck (1599-1641) sofort jene Gemälde mit barocken Damen in großen seidenen Roben vor Augen (wie auf dem Cover zu sehen). Die anmutige Eleganz mit der er die Frauen porträtiert und in Szene gesetzt hat, ist unverwechselbar und hat viele Malerkollegen seiner Zeit und Nachgeborene bis hin zu Gainsborough oder Winterhalter beeinflusst. Durch seine sensible Beobachtung der Person, sei es eine schöne Aristokratin, ein mächtiger Herrscher oder ein stolzer Feldherr, hat Van Dyck auf nahezu sinnlich wahrnehmbare Art den Charakter eines Menschen, die Raffinesse der Stoffe und das repräsentative Dekor festzuhalten gewusst. Sein Einfluss auf die europäische Porträtkunst war zweifellos nachhaltig.

In einer Ausstellung der Alten Pinakothek wurden bis vor Kurzem die Ergebnisse eines mehrjährigen Forschungsprojektes präsentiert, in dem sich Fachleute eingehend mit fünfzig Werken des Künstlers aus dem Besitz der bayerischen Staatsgemäldesammlungen beschäftigt haben. Im Rahmen ihrer Arbeit haben sie sich etwa mit Fragen nach der Bildgenese und der Organisation des Werkstattbetriebes auseinandergesetzt. In der Schau waren darüber hinaus Werke Van Dycks aus dem eigenen Bestand durch internationale Leihgaben ergänzt, was es ermöglichte, insbesondere durch Zeichnungen und Ölskizzen, den Werkprozess des Malers nachzuvollziehen.

Begleitend zur Ausstellung ist im Hirmer Verlag ein reichhaltig bebilderter Katalog in deutscher Ausgabe erschienen, der nicht allein die Exponate eingehend vorstellt, sondern die akribische Forschungsarbeit der Kunsthistoriker, Restauratoren und Naturwissenschaftler, die sich in den letzten Jahren über die Befunderfassung hin zum Studium jedes Werkes in seinem Erscheinungsbild und in der Erforschung seines Entstehungsprozesses genähert haben. Die Autorinnen und Autoren des umfangreichen Katalogs gehen weit über die Ausstellung hinaus, indem sie weiteren Fragen, beispielsweise zur Provenienz der Werke nachgehen oder die Wege erforschen, auf denen diese nach München gelangt sind.

Eingehend und mit zahlreichen Beispielen veranschaulicht, wird die künstlerische Entwicklung des Malers von seinen Anfängen über die Italienreise bis zu seinem Ruf an den Hof des englischen Königs nachgezeichnet. Auf der Basis der Forschung präsentieren die Autorinnen und Autoren ihre Erkenntnisse, um sich dem Geheimnisvollen der Pinselführung, Farbgebung und Inszenierung zu nähern und damit der jahrhundertealten Bewunderung für Van Dycks Malerei auf die Spur zu kommen. Wie unterscheiden sich die Gemälde im Aufbau, der Grundierung und der Komposition in den unterschiedlichen Werkphasen? Was verrät die Dendrochronologie über den Herstellungsprozess? Welche Erkenntnisse liefern die Faserbestimmungen der textilen Bildträger? Besonders faszinierend sind die Gegenüberstellungen der Arbeiten von Rubens und Van Dyck, aber auch die Informationen über die Sammlertätigkeit der Wittelsbacher Johann Wilhelm und Max Emanuel.

Es ist in der Tat der Blick aufs Detail, der diese wissenschaftliche Annäherung an einen der einflussreichsten Künstler des barocken Europas so lesens- und sehenswert macht. Zugegebener Maßen ist diese methodische Annäherung komplex und erfordert Konzentration auf die speziellen Themen, die in einer Reihe von sorgfältig ausgewählten Abbildungen der Kunstwerke der Leserschaft auch vor Augen geführt werden. Gerade das befördert den Erkenntnisgewinn und schärft das Interesse, in der zukünftigen Begegnung mit den Werken von Anthonius Van Dyck.

Van Dyck
Hg. Mirjam Neumeister  für die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen Beiträge von B.Maaz, M.Neumeister, E.Ortner, J.Schmidt, J.Thoma sowie S.Hoffmann, F.P.Huber, P.Klein, A.Obermeier, H.Stege, J.Wadum, L.Zieke
Verlag Hirmer
420 Seiten, 495 Abbildungen in Farbe
22 x 28,5 cm, gebunden
ISBN: 978-3-7774-3336-3

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