Die Bundesgartenschau in Bamberg ist zu Ende. Zum Schauen, Staunen und Träumen hat sie eingeladen. Klassische Blumenarrangements und verspielte Experimente verführten die Sinne und beflügelten die Phantasie des Hobbygärtners. Der Herbst geht mit Sturm und Regen über sie hinweg, der Winter legt ein weißes Tuch darüber. Doch die Phantasie hat Flügel und findet in Bamberg einen besonderen Ort: die Kirche St. Michael.
Auf einem der sieben Hügel gelegen – was Bamberg zusammen mit den anderen sechs, mit Kirchen geschmückten Anhöhen einst den Namen „fränkisches Rom“ einbrachte -, thront der herrliche Bau der ehemaligen Benediktinerabtei über der Altstadt. Eintritt aus dem grau verhangenen Tag in die Pracht eines „Himmelsgartens“, wie ihn Werner Dressendörfer nennt. Seit vielen Jahren widmet er sich wissenschaftlich dem, was das Auge erst langsam, nach der Gewöhnung an das zarte Licht des gewaltigen Kirchenraumes wahrnimmt: Pflanzen, Bäume, Früchte. Sie schmücken die Decke im Langhaus, den beiden Seitenschiffen und im Querschiff.
578 Pflanzen an der Zahl. Veilchen und Akelei gleich links im Seitenschiff nahe am Eingang; Kamille, Schlüsselblume, Narzisse und Bittersüß hoch oben, mitten im Langhaus auf dem Weg zur Vierung. Um den Schlussstein der Vierung zeigt sich gleich in doppelter Ausführung der Apfelbaum neben Ölbaum und Kirsche, nicht weit entfernt Früchte, Blüten von Passionsblume, Blasenstrauch… Farbenfroh, oft kreativ verändert ungleich der realen Erscheinung erfreuen sie. Die Frage bleibt, welche Künstler haben in wessen Auftrag den „Himmelsgarten“ warum hier gemalt. Antworten werden gesucht, obwohl gewiss ist, dass er zwischen 1614 und 1617 entstanden sein muss. Ich denke: ein Sinn für die Schönheit, Liebe zum Leben und die Hoffnung auf Ewigkeit, setze mich in die Kirchenbank und schaue, schaue, schaue.
Schade, auf der Bundesgartenschau in Bamberg bin ich gewesen, aber vom Himmelsgarten hatte ich da noch nichts gehört. Den möchte ich mir unbedingt ansehen. Der Artikel hat mich neugierig gemacht. Vielen Dank.