Was wäre Berlin ohne das prachtvolle Schloss Charlottenburg samt Schlossgarten. Das Dörfchen namens Lietzenburg oder Lützenburg, das mal hier zu finden war, ist kaum zu erahnen, wenn der Verkehr hektisch über den einstigen sandigen Schlossvorplatz braust. An die Namensgeberin, Preußens erste und einzige gekrönte Königin Sophie Charlotte, eine Welfenprinzessin, denken sicher auch nur wenige. Sie hatte sich diese Sommerresidenz gewünscht und so entstand zwischen dem Berliner Stadtschloss und den Jagdrevieren auf dem Weg in Richtung Havel sowie zur Sommerresidenz in Potsdam ein zunächst nicht allzu großes Domizil. Da lag Berlin noch eine preußische Meile östlich entfernt. Das waren siebeneinhalb Kilometer.
Königin Sophie Charlottes Nachfahren liebten, bewohnten, veränderten, was sich die junge Fürstin erträumt hatte. Als man der 34-jährig verstorbenen Königin Luise mitten im Schlossgarten ein Mausoleum errichtete, überstrahlte das Gedenken an jene schöne preußische Madonna bald gänzlich die Erinnerung an die Namensgeberin. Doch auch Königin Sophie Charlotte starb mit 36 Jahren jung und ihr zum Gedenken ließ ihr Mann König Friedrich I. Sommerschloss und Dorf umbenennen.
Ihr Enkel König Friedrich II. schätzte seine kluge Vorfahrin und zeichnete in seinen „Denkwürdigkeiten zur Geschichte des Hauses Brandenburg“ das Bild einer philosophischen Musenfreundin, der der Hauptverdienst in der Gründung der Berliner Akademie der Wissenschaften zukäme. Auch wenn das die Sicht auf die Königin bis ins 19. Jahrhundert prägte, erinnerte sich das öffentliche Gedächtnis allzu wenig an diese geistreiche Welfenprinzessin, die Musik, Kunst und gelehrten Austausch an ihrem Musenhof frönte.
Während das Schloss gebaut wurde, begeisterte sie die Bauherrin mehr für den Garten als das Schlösschen. Manchmal schritten die Arbeiten auf dem Gelände intensiver fort als am Gebäude. Auf der Suche nach einem Gartengestalter wandte sich Sophie Charlotte im November 1695 an ihre Cousine, Elisabeth Charlotte von Orléans, nach Frankreich. Diese empfahl ihr den erfahrenen Pariser Simon Godeau, der bald nach Berlin reiste und erste Entwürfe fertigte. Wenn auch nicht alle einzelnen Arbeitsschritte nachzuweisen sind, ist sicher, dass der Garten ganz im Geiste des großen Gartenkünstlers Le Nôtre entstand.
Freudig berichtete am 17. April 1698 Sophie Charlotte an ihre Mutter, wie sie das schöne Wetter zum Spazieren nutzte: „… und der Garten beginnt auch wirklich nach etwas auszusehen; die Beete sind mit Blumen besetzt und die Gänge sind fest und betretbar, auch die Bäume sind zum großen Teil gepflanzt und die Topfgewächse nehmen sich recht hübsch aus.“