Ein Garten ist ja niemals fertig, insbesondere, wenn man schöne Steine oder gar einen Mühlstein erwerben kann, lässt sich vieles gestalten. Schließlich braucht ein Garten Abwechslung und Spannung, Plätze zum Ruhen und Wahrnehmen der gestalteten Fläche. Ein Weg von der Terrasse zum nächsten Beet sollte eigentlich mit Steinen wie Trittfeldern entstehen. Da es schon seit längerer Zeit einen Mühlstein im Garten gibt, der durch die füllig gewordene Bordüre aus Taglilien kaum mehr wahrzunehmen war, erhielt er nun eine prominente Platzierung im Weg, der damit zu einer kleinen Mühlstein-Terrasse geworden ist.
Wo hatte ich das schon mal gesehen? Natürlich, im Garten von Virginia und Leonard Woolf am Monk’s House, gelegen im Ort Rodmell, der sich knapp fünf Kilometer südöstlich von Lewes, East Sussex, in Südengland befindet. Das einstige Sommerhaus der Schriftstellerin und ihres Mannes gehörte im 19. Jahrhundert einer Müllersfamilie, die unweit des Dorfes eine Mühle besaß, die 1912 abgerissen wurde. Wann und warum die Mühlsteine zum Haus im Dorf kamen, ist nicht nachvollziehbar, zumindest fanden die Woolfs sie auf ihrem Grundstück. Sie beauftragten eine Handwerkerfirma mit dem Anlegen von Ziegelwegen, wobei Leonard Woolf bereists plante, die Mühlsteine mitzuverwenden. Wer auf die Idee kam, sie in der besonders attraktiven Weise in eine Terrasse einzufügen, lässt sich nicht sagen. Vielleicht geschah es auf ganz natürliche Weise im Gespräch und Arrangieren vor Ort. Zumindest ist das denkbar. Diese Mühlstein-Terrasse bot einen ganz wunderbaren Sitzplatz im Garten, sodass mehrere Fotos existieren, die Virginia Woolf und ihre Gäste vor dieser liebevoll gestalteten Terrasse zeigen.
Die berühmte Gartengestalterin Gertrude Jekyll war die erste, die Mühlsteine in Wege einbaute, etwa in den 1908 von ihr gestalteten Garten von Burgh House, London. Gut möglich, dass Leonard Woolf das wusste oder davon gelesen hatte, vielleicht hatte er diese Art der Verwendung aber auch in einem anderen Garten der Arts-and-Crafts-Bewegung kennen gelernt.
Diese Inspirationen sind nun erneut in die Gestaltung eines Gartens eingeflossen, angepasst an die bereits vorhandene Struktur – wieder ein Schritt hin zum grünen Paradies.