Eine Frühlingsgartenreise nach London unternehmen. An die Themse soll es gehen, dorthin, wo Jahrhunderte lang prächtige Gärten der reichen Lords, ehrwürdigen Geistlichen und emsigen Kaufleute erblühten. Zwischen Tower Bridge und Lambeth Bridge ist nach dem rasanten Wachstum der Metropole, der Industrialisierung, den Kanalisierungen und Uferbefestigungen wenig davon übrig geblieben.
Ein grünes Kleinod ist dennoch zu entdecken. Es befindet sich wenige Schritte vom südlichen Themseufer und der Lambeth Bridge entfernt, in Nachbarschaft zum alten Tudorbau des Lambeth Palace, der Residenz des Erzbischof von Canterbury, und in Sichtweite vom Parlament in Westminster. Zweifellos ein grüner Schatz. Das Herz jedes Gartenbegeisterten wird frohlocken, denn das liebevoll geführte und ausgestattete Museum für Gartengeschichte inspiriert in vielerlei Form.
Seit einigen Jahrzehnten beherbergt der Bau der früheren Kirche St Mary-at-Lambeth wechselnde Ausstellungen und ein Café. Auf dem ehemaligen Friedhof hinter dem Kirchenschiff haben die fleißigen Gärtnerinnen und Gärtner des Museums einen faszinierenden Garten angelegt. Im Mittelpunkt der Anlage befindet sich ein Knotengarten im Stil des 17. Jahrhunderts, in dessen Beeten vor allem jene Pflanzen kultiviert werden, die der Gärtner, Pflanzenjäger und Sammler John Tradescant in englische Gärten eingeführt hat. Auf diesem kleinen Friedhof wurden er und sein Sohn auch bestattet. Die Wiederentdeckung ihrer Gräber durch geschichtlich interessierte Bewohner dieses Londoner Stadtteils gab den Anstoß zur Rettung der alten Kirche und ihrer Umwandlung in das wundervolle Gartenmuseum.
Beim langsamen Wandeln auf den Wegen, dem Bestaunen und Erfreuen an der frühen Blütenpracht dieses Gärtchens, denn neben Christrosen, Narzissen und Krokussen blühen Schwertlilien in schönstem Lila, ruht der Blick immer wieder auf den alten Grabsteinen. Viele sind bemoost, manchmal ist die Schrift kaum noch zu entziffern, einige dienen sogar als Wegsteine. Das Grabmal für Kapitän William Bligh und seine Familie ist am eindrucksvollsten. Der Sarkophag ist verziert, weist mehrere Inschriften auf und ist mit einer steinernen Ewigen Flamme geschmückt. Der einstige Kapitän der Bounty hatte in der Lambeth Road gelebt, war 1817 in London gestorben und wurde hier bestattet. Während die Meuterei auf der Bounty den Kapitän auf unrühmliche Weise bekannt gemacht hatte, obwohl die Geschichte sich doch anders zugetragen hatte als es Bücher und Filme noch heute darstellen, war sein Grab vergessen worden. Auch diese Wiederentdeckung vergrößert die Attraktivität dieses Ortes.
Übrigens ist das Gartencafé ebenso allen weniger an Garten- oder Seefahrtsgeschichte interessierten Londonreisenden zu empfehlen. Es gibt verführerische Torten, schmackhafte Suppen, Salate… Einfach unwiderstehlich!
http://www.gardenmuseum.org.uk
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