Schwaan – Diese kleine mecklenburgische Ackerbürgerstadt an der Warnow, etwa 25 Kilometer südlich von Rostock, sieht auf den ersten Blick wenig spektakulär aus. Schwaan hat einen überschaubaren Markt mit einer typischen Backsteinkirche, einem klassizistischen Rathaus, einem Krieger-Denkmal aus dem 19. Jahrhundert, Bürgerhäusern und alten Speichern. Gleich vor der Stadt mündet die Beke als linker Nebenfluss in die Warnow, die sich idyllisch durch die Wiesen dahinschlängelt. Gäste und Reisende, besonders Radfahrer und Kanuten sind hier überall willkommen, wie die Hinweisschilder und für die Größe der Stadt recht zahlreichen Lokale zeigen.
Vor Kurzem nahmen die Mitglieder der Vereinigung “Eau & Lumiere” das Kunstmuseum Schwaan in die “Route der Impressionisten” auf. Auf einem Festakt in Paris fand dieses Ereignis seine Würdigung. Damit ist Schwaan die einzige Künstlerkolonie in Deutschland, die von der Vereinigung “Eau & Lumiere” in das Projekt des Europarates integriert wurde.
Die Stadt, die Flusslandschaft, die Wiesen – all das haben Künstler, wie die in Schwaan geborenen Franz Bunke, Rudolf Bartels, Peter Paul Draewing und den Hamburger Alfred Heinsohn im späten 19. Jahrhundert angezogen und inspiriert. Ganz wie anderswo in Europa, wo Malerinnen und Maler die Landschaft, das Meer und die auf Feldern, Booten und in Häfen Arbeitenden als Motive entdeckten und ihre Ateliers verließen, um draußen zu malen. Die um 1890 in Schwaan begründete Gemeinschaft wurde die einzige Malerkolonie Mecklenburgs. Wenn auch noch nicht gänzlich aufgelöst, beendete der Erste Weltkrieg die schaffensreichen Jahre. Viele Bilder wurden in alle Winde zerstreut, hängen in Museen und bei privaten Sammlern. Wer hier wie und warum malte, wurde vergessen.
Wie wunderbar, dass durch diese Ehrung nun das Wirken so vieler engagierter Menschen, die sich für die Erinnerung an die künstlerische Bedeutung dieser Stadt und ihrer umgebenden Landschaft eingesetzt haben. Denn schön ist die Landschaft an der Warnow zweifellos. Malerisch, um es passend auszudrücken. Kaum verwunderlich, dass sich die Künstler so für die Farben des Flusses, des Lichtes, des Himmels begeisterten. Seitdem 2002 in der Schwaaner Mühle das Kunstmuseum eröffnete, sind die Bilder der Kunstmaler dieser Stadt wieder zu bewundern.
Beeindruckend sind etwa Rudolf Bartels‘ Laternenkinder. Deren bunt bemalte und kugelrunde Laternen leuchten, ja strahlen so hell, dass ein Betrachter sich fragt, wie einer so intensiv das Leben bannen kann. Neben der Dauerausstellung sind im Museum regelmäßig Ausstellungen über andere, häufig weniger bekannte Künstlerkolonien, aber auch moderne Malerei zu sehen. Das ganze Gebäude ist hell und freundlich. Im Erdgeschoß sind die großen Zahnräder und Riemen des alten Mühlwerkes zu sehen. Wie seltsam zu denken, dass das mal ein ganz lebendiger Ort der Arbeit war. Im Kunstgarten an der Beke, gleich hinter dem Haus, lässt sich beim Spaziergang der Kunstgenuss stilvoll verarbeiten.